Die Sneakers, die der neue (österreichische) Gesundheitsminister bei seiner Angelobung getragen hat, sind ein wunderbares Beispiel für die Kraft „nonverbaler Botschaften“. Die Wirkung der "Botschaften ohne Worte" darf nicht unterschätzt werden. Das Beispiel macht einiges davon deutlich:
- Ein Stilbruch kann deutlich mehr Reaktionen auslösen als ein Statement zur Gesundheitspolitik – und das, obwohl die Pandemiebekämpfung das Thema #1 ist.
Einen ähnlichen Effekt konnte man übrigens auch bei Jörg Haider beobachten, der öfter mal mit T-Shirt und Sakko vor die Kamera getreten ist. Eine spürbare Absage an das Establishment – ohne es direkt zu sagen. Und wenn Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi mit dem Fahrrad ins Büro fährt, ist das auch eine „Botschaft“.
Bilder und Symbole wirken meist stärker als Worte. Der Rahmen ist oft wichtiger als der Inhalt. - Jenseits der Frage, ob Sneakers bei der Angelobung angebracht sind oder nicht, lösen diese Sneakers zahlreiche Assoziationen aus – ob bewusst oder unbewusst – und das ist das eigentlich Interessante.
Es lohnt sich, darüber kurz nachzudenken, sozusagen „in sich hineinzufühlen“, welche Bilder da entstehen. Das kann recht unterschiedlich sein, denn Botschaft entsteht beim Empfänger. Die eine oder andere Assoziation dürfte für viele Menschen ähnlich sein:
* Sneakers sind trendig – der Träger „geht mit der Zeit“ – und er zeigt damit, dass er nicht ab dem Tag der Angelobung zu einer „anderen Kaste“ gehört, sondern dass er „einer von euch“ geblieben ist.
* Wer einen Stilbruch begeht, macht deutlich, dass ihm ein anderer Stil sinnvoller erscheint. Das kann auch Überzeugungen zum Ausdruck bringen oder zumindest andeuten. Es kann auch bedeuten: ich scher´
mich nicht um Etikette und Rituale. Oder: manches hier ist doch etwas „verkrustet“. Ein Signal an viele, die irgendwie ähnlich denken und fühlen.
* Sneakers wirken dynamisch. Das strahlt auf den Träger aus: Er wird vielleicht auch seine Arbeit dynamisch und mit Lockerheit gestalten.
Und so werden sie für sich noch einige andere Assoziationen finden. Es gibt da nicht „die eine richtige und wahre“.
Meine „Botschaft“: achten sie mehr auf die Kraft und Wirkung, die Kleidung, Inszenierung, Sprachstil oder ihre Umgebung auslösen. Es wirkt meist unbewusst – und deshalb umso deutlicher.
PS: ich hatte mir in meiner Schulzeit einmal erlaubt, mit „Latzhosen“ in die Schule zu gehen (das war in den späten 70ern im Akademischen Gymnasium) – ich wurde vom Administrator umgehend nach Hause geschickt. Die Geschichte wird heute noch erzählt. Beim letzten „Maturatreffen“ hat mich gar eine Lehrerin daran erinnert …..